Eindrücke mit Ton: Ephemere Skulpturen für Gärten
Ein offener Workshop, der am 25. Juni 2023 mit Viviane Tabach stattfindet. Er ermöglicht eine immersive Erfahrung, die Themen wie Verhandlung, Wachstum und Wahrnehmung auf dem Neuen St. Jacobi Friedhof nachgeht. Die Audiospur kann nur auf Englisch angehört werden.
In einem Interview zum Friedhof erwähnt der Gärtner Matze, dass eine tiefe Bodenschicht unter unseren Füßen aus Lehm besteht – eine Mischung aus Sand, Schluff und Ton. Bei Nässe wird Lehm elastisch und bei Trockenheit schrumpft und verhärtet er. Da Wasser durch Lehm langsamer abfließt, bietet er ideale Voraussetzungen für einen fruchtbaren Boden. Außerdem ist Lehm eines der ältesten Materialien, aus dem Menschen auch heute noch verschiedene Dinge bauen – von kleinen Figuren über Vasen bis hin zu Häusern. Doch war dieser lehmige Boden, auf dem wir stehen, schon lange vor uns da. Er wurde durch den Rückzug der Gletscher vor mehr als 10 000 Jahren geformt.
Mit Erde, Lehm oder Ton zu interagieren bedeutet auch, mit den verschiedenen Zeitlichkeiten zu interagieren, die sie umfassen – von kürzlich zersetzten Blättern, Insekten und anderen organischen Stoffen bis hin zu Ton. Der Umgang mit Boden ist ein Weg, sich mit den Zeiten und Geschichten der Erde zu verbinden, ebenso wie mit den handwerklichen Techniken, die die Menschen seit Beginn der Töpferei praktizieren.
Durch die dynamische Beziehung zwischen Absicht und Intuition kann bei der Arbeit mit Ton und der Gestaltung von Skulpturen der Kontrast zwischen dem eigenen Rhythmus und dem natürlichen Tempo des Tons beobachtet werden. Dieser Prozess ermöglicht einen Eindruck vom Kontakt mit Boden und seiner Transformation. Um das Ökosystem des Friedhofs nicht zu stören, wird der Ton mitgebracht und nur für den Zeitraum des Workshops dort bleiben.
Der Workshop zielt darauf ab, einen poetischen Raum für persönliche Reaktionen auf den Garten zu eröffnen. Von individueller bis kollektiver Erfahrung werden durch die Arbeit mit Ton verschiedene Kommunikationsformen angeregt. Nach dem Anhören von „Spaziergänge im Garten“ nähert sich der Workshop Themen wie Stoffwechsel, Boden, Zusammenarbeit, Stadtpolitik und Geschichten, die sich auf dem Friedhof abspielen, indem Teilnehmende Tonskulpturen als vergängliche Beiträge im Garten herstellen.