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Interview mit Katherine Tyndall

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Wie Sandra Mänty erzählt hat, spielt Wasser nicht nur für Pflanzen, sondern auch für Vögel und Insekten eine wichtige Rolle. Tatsächlich ist Wasser eine unverzichtbare Quelle für alle Lebewesen auf der Erde, doch wird es an vielen Orten immer knapper - auch in Berlin und Brandenburg. Während der Grundwasserspiegel hier sinkt, verbrauchen wir und die Industrie seit einigen Jahren mehr und mehr Wasser. Doch wie geht der Neue St. Jacobi Friedhof mit Wasser um? Bettina Neff vom evangelischen Friedhofsverband hat uns mehr dazu erzählt.


Bettina:

Für uns ist natürlich größtenteils die Frage, wie halten wir das Niederschlagswasser auf den Friedhöfen – wie schaffen wir es. Das ist eine Grundsatzfrage für das Überleben des Grüns auf dem Friedhof. Es gibt noch viel zu wenig Regenwasserbewirtschaftung auf den Friedhöfen allgemein, auf den meisten Friedhöfen läuft die Bewässerung noch über Trinkwasser. Das ist in mehrfacher Hinsicht schlecht. Es gibt keine gezielte Versickerung oder das Auffangen von Regenwasser ist auf vielen Friedhöfen noch nicht wirklich geregelt.

Es gibt immer punktuell Einzelprojekte. Hier an der Kapelle ist auch eine Zisterne mit einer Rigole und einem Wasseranschluss, den der Prinzessinnengarten nutzt, um das Regenwasser zu nutzen, aber das ist oft sehr punktuell. Ein erstes großes Projekt haben wir auf einem Friedhof am Friedrichshain mit dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg gemacht. Da gibt es eine riesige Regenwasserzisterne und auch eine Wettersteuerung. Über diese Wettersteuerung soll diese Zisterne intelligent arbeiten, also sie soll wissen, wann Starkregenereignisse kommen. Wenn sie dann schon fast voll ist, lässt sie Wasser ab, um Wasser aufnehmen zu können und für Trockenzeiten spart sie Wasser an. Damit sie noch intelligenter arbeitet, ist auch Baumsensorik verbaut worden, um zu schauen wie viel Wasser die Wurzeln tatsächlich brauchen. Weil die Bäume sollen ja auch trainiert werden. Es macht keinen Sinn die Bäume zu viel zu gießen.

Wenn du Regenwasser gewinnen willst, sind die innerstädtischen Friedhöfe eigentlich perfekt, weil sie von Dächern umgeben sind und du holst das Regenwasser von den Dächern. Also man kann auch das, was einfach so runter kommt, aufarbeiten, aber es ist natürlich noch viel besser, wenn man zusätzlich das Dachflächenwasser einleiten kann.

Das ist noch ein langer Weg. Meistens sind es andere Grundstückseigentümer:innen, wie beim Friedhof auch, wahrscheinlich lauter verschiedene Privateigentümer:innen von jedem einzelnen Haus, mit denen man dann Verträge schließen muss und so weiter also das ist ein dickes Brett, das da zu bohren ist. Berlin ist da auch dran, in der Landsberger Allee haben wir jetzt einen Vertrag gemacht – was wahrscheinlich noch nie so passiert ist – der sehr viel Interesse auf sich zieht. Aber es ist spannend und wahrscheinlich auch jedes Mal anders, weil es ja auch auf die Interessen der jeweiligen Eigentümer:innen ankommt und wie man das dann regelt, dass die eine Partei das Wasser für immer abgibt und die andere Partei verspricht, das Wasser für immer abzunehmen.

Es fängt an sehr viel Geld zu kosten. Es geht um dieses Schwamm-Stadt-Prinzip und die Abkopplung von der Mischwasserkanalisation, die wir in Berlin noch haben; die bisweilen an Starkregentagen zu Überschwemmungen führt, wenn da zu viel Regenwasser rein geht. Es ist auch die totale Verschwendung, weil in die Mischwasserkanalisation auch das ganze Abwasser führt und das Regenwasser eigentlich viel besser für die Straßenbäume und die Grünflächen verwendet werden könnte. Aber dafür müsste man es sammeln und gezielt verteilen.